Tutorial: Von ts zu DivX oder mkv mit kostenlosen Tools

Aufnahmen auf der Dreambox werden bekanntlich nur als .ts-Datei (Transportstrom, MPEG) gespeichert. Diese sind in der Regel relativ groß und zum Archivieren nur bedingt gut geeignet. Seit die DM8000 oder DM500 HD auch DivX beherrschen, kommt dieses Dateiformat immer mehr in den Vordergrund und eignet sich dank der sehr guten Kompression hervorragend zur Archivierung einer großen Filmsammlung. In diesem Tutorial zeige ich euch, wie man ziemlich einfach und ohne zusätzliche Kosten, einen auf der Dreambox aufgenommenen Film ins DivX- oder H.263-Format bringt — und das mit kostenlosen Freeware- oder OpenSource-Tools.

Dieses Tutorial richtet sich in erster Linie an Windows-User. Allerdings unterscheidet sich das ganze nicht sonderlich von anderen Betriebssystemen — zumal es die verwendete Software sowohl für Windows, als auch für Linux und Mac OS X gibt. mplex für Linux findet sich im Paket mjpegtools. Die beiden anderen Programme können entweder für andere Betriebssysteme kompiliert oder direkt für diese runtergeladen werden. Die Schritte sind identisch.

Die Vorbereitung (benötigte Programme)

Bevor wir loslegen können, muss man natürlich erst einmal alle nötigen Programme runterladen und installieren. Folgende Programme werden benötigt:

Project X und Avidemux sind für Windows, Linux und Mac OS X verfügbar — mplex leider nur für Windows. Für Project X benötigt man zusätzlich noch Java. Vor der Installation muss das Programm noch mit Hilfe der Makefile kompiliert werden. Wie das funktioniert, steht beispielsweise hier beschrieben. Falls es mit dem Kompilieren Probleme geben sollte, werde ich bei Gelegenheit noch ein zusätzliches Tutorial zum Thema Project X schreiben.

Erster Schritt: Demuxen

Eigentlich wäre der erste Schritt, den Film auf die Festplatte zu kopieren. Da das aber über FTP oder Samba sehr einfach geht, werde ich da nicht näher drauf eingehen.

So ein mit der Dreambox aufgenommener Film ist als MPEG in der ts-Datei gespeichert. Die ts-Datei besteht — vereinfacht gesagt — aus einer Video-Datei (eben im MPEG-Format), einer (oder mehrerer) Audio-Dateien sowie Synchronisationsinformationen, die dafür sorgen, dass das Videobild synchron zur Audiospur wiedergegeben wird. Bevor man so eine ts-Datei in DivX oder H.263 konvertieren kann, muss man diese vorher demuxen — also das Videobild von der Audiospur getrennt speichern. Nach dem Demuxen gibt es dann anstelle der ts-Datei die Audio- und Video-Spur jeweils als einzelne Datei.

Zum Demuxen benötigt man Project X. Nach dem starten von Project X lädt man die ts-Datei über Menü Datei > Hinzufügen in das Programm ein. Anschließend kann man noch ggf. den Anfang und Ende des Films anpassen oder unnötige Szenen (z. B. Werbung) ausschneiden.

Project X Einstellungen
Project X Einstellungen

Hat man den Film soweit bearbeitet, klickt man erst einmal auf der linken Seite unter Prozess auf „anpassen“. Hier sollte man überprüfen, ob als Aktion „demultiplex“ ausgewählt ist. In der Regel braucht man keine extra Einstellungen anzupassen, man kann direkt auf den grünen Pfeil zum starten des Prozesses klicken. Die Video- und Audio-Spuren werden im gleichen Verzeichnis wie die Ausgangsdatei gespeichert.

Wenn Project X fertig und alles gut gegangen ist, müssten im Verzeichnis der Ausgangsdatei nun mehrere zusätzliche Dateien vorhanden sein — u. a. eine m2v- und mp2-Datei.

Schritt 2: Multiplexen

Aus diesen zwei einzelnen Dateien muss nun wieder eine einzelne Datei „gebacken“ werden — diesen Vorgang nennt man multiplexen.

Jetzt fragt man sich sicherlich: Wozu soll ich erst die Aufnahme demuxen um sie gleich wieder zu multiplexen? Das liegt an der weiter oben kurz erwähnten Synchronisationsinformationen in der ts-Datei. Wandelt man die ts-Datei beispielsweise direkt in DivX um, so passiert es in den meisten Fällen, dass das Videosignal asynchron zum Audio ist. Um diesen effekt zu vermeiden, muss man die Datei erst mit Project X demuxen. Beim Demuxen gleicht Project X die Audio- der Videospur an.

Um also die beiden Dateien wieder in einer einzelnen zu vereinen, benötigen wir das Programm mplex. Hier bietet es sich an, das Programm mit GUI runterzuladen (Link siehe oben).

Beim starten der GUI sollte man darauf achten, dass sowohl die GUI als auch mplex selbst sich im gleichen Verzeichnis befinden. Startet man nun also die GUI, so erscheint ein sehr schlicht gehaltenes und umso übersichtlichereres Fenster. Mit einem Klick auf „Video Datei“ kann man die gewünschte Video-Datei (in unserem Fall hat diese die Endung m2v) sowie mit einem Klick auf „Audio Datei“ unsere Audiospur (mit der Dateiendung mp2) auswählen. Hat man das gemacht, kann man noch bei „Ausgabedatei“ das Zielverzeichnis einstellen. Nun können wir mit einem Klick auf „Multiplexen“ die Berechnung nun starten.

mplex GUI

Wenn das Multiplexen fertig und erfolgreich war, erhalten wir eine einfache mpg-Datei. In diesem Schritt haben wir also die beiden getrennten Audio- und Videospuren zusammengefasst. Diese sind bereits synchronisiert und können nun problemlos weiterverarbeitet werden.

Skript für Linux-User

Für Linux-User gibt es eine einfaches Skript zum Multiplexen beliebig vieler Filme oder Serien mit mplex. Dieses findet sich im IhaD-Board. Damit dieses funktioniert, muss aber ebenfalls mplex bereits installiert sein.

Schritt 3: Ins gewünschte Format konvertieren

Mit unserer mpg-Datei können wir nun viel anfangen. Je nach dem ob es sich hierbei um ein HD- oder normalen SD-Film handelt, bieten sich verschiedene Formate an. Für die Konvertierung der mpg-Datei in das gewünschte Dateiformat benötigen wir das Programm Avidemux. Die mpg-Datei muss man zuerst über Menü File > Open in das Programm laden.

Avidemux

Konvertieren nach DivX

Handelt es sich bei dem Film beispielsweise um einen einfachen SD-Film, bietet sich Xvid als Videoformat an. Dieses kann man auf der linken Seite unter Video in der Auswahlbox, in der standardmäßig „Copy“ ausgewählt ist, auswählen (MPEG-4 ASP (Xvid)).

Mit der einfachen Auswahl das Videoformats ist es aber noch nicht getan. Nun sollte man die gewünschten Einstellungen festlegen. Mit einem Klick auf „Configure“ kann man über einen Regler die Videoqualität einstellen. Je schlechter das Bild desto kleiner ist die Datei. Hier muss man ein wenig herum experimentieren, um das gewünschte Ergebnis aus Videoqualität und Dateigröße zu bekommen.

Will man die Dateigröße noch ein wenig drücken, kann man noch den Audiocodec beeinflussen. So kann man beispielsweise MP3 auswählen und hier unter Configure die Bitrate einstellen. Allerdings würde dann bei MP3 ein mögliches Dolby Sourround verloren gehen. Wenn man sicher gehen möchte, so lässt man hier einfach „Copy“. Aber auch beim Audiocodec ist ein wenig experimentieren angesagt.

Hat man DivX als Videoformat ausgewählt, sollte man unter Format „AVI“ als Containerformat einstellen.

Konvertieren nach H.263 (mkv)

Wenn es sich bei dem zu konvertierenden Film um einen HD-Film handelt, sollte man als Videocodec H.263 wählen. Dieser ist für hochauflösendes Material am besten geeignet.

So wählt man also als Videoformat H.263 aus. Die Konfigurationsmöglichkeiten zu diesem Videoformat müssen nicht unbedingt angepasst werden — in der Regel erreicht man ein gutes Ergebnis, wenn man die Standardeinstellungen benutzt. Bei hochauflösenden Filmen hat man außerdem normalerweise kein Interesse an einer Kompression, welche die Bildqualität beeinflussen könnten.

Bei der Konvertierung von hochauflösendem Videodateien sollte man das Audioformat am besten im Ausgangszustand („Copy“) belassen, um auch hier das beste Ergebnis zu bekommen. Auf die paar MB Unterschied in der Dateispur kommt es bei so großen Filmen normalerweise nicht mehr an — eine Konvertierung in MP3 erscheint daher als wenig sinnvoll.

Hat man nun H.263 als Videocodec ausgewählt, sollte man diesmal unter Format „mkv“ als Containerformat einstellen.

Konvertierung starten

Hat man alles soweit eingestellt, so kann man nun die Konvertierung starten. Wenn man beispielsweise mehrere Dateien konvertieren möchte, bietet es sich hier an, dieses über Menü File > „Add to Joblist“ erst einmal in die Warteschlange zu schieben. Jetzt kann man die gleichen Schritte mit einem weiteren Film wiederholen.

Ist man fertig, lässt man sich über Menü File > „View Joblist“ die Warteschlange anzeigen und klickt hier auf „Run All Jobs“ um die Konvertierung zu starten.

Das wars!

Das war es dann eigentlich auch schon. Mit Freeware und Open Source Programmen kann man schon sehr weit kommen und durchaus professionelle Ergebnisse erreichen. Der einzige Nachteil ist, dass man mehrere Programme benutzen muss — diverse kostenpflichtige Tools erledigen vieles in einem Schritt. Ob es sich da also lohnt, Geld zu investieren, muss jeder für sich entscheiden. Das Ergebnis jedenfalls sieht auch mit kostenpflichtiger Software nicht anders aus.

Wenn jemand auch andere Software (kostenlose) Software empfehlen kann oder Anmerkungen, Hinweise oder Kritik jeder Art zu diesem HowTo hat, den bitte ich einfach ein Kommentar zu hinterlassen! 🙂

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17 Gedanken zu „Tutorial: Von ts zu DivX oder mkv mit kostenlosen Tools“

  1. HD-Streams kann auch das kostenlose „Xmedia Recode“ verarbeiten und direkt in avi umwandeln (xvid & divx). Zusätzlich kann man noch das Bildformat beschneiden (schwarze Ränder entfernen). Dauert leider auch mit besseren Rechnern ziemlich lang, da es nur auf einem Kern läuft.

    Tolle Umwandlungszeiten erzielt das kostenpflichtige „CyberLink MediaShow Espresso“, da es auf mehrere Kerne verteilt rechnen kann und auch noch aktuelle Grafikkarten (mit Nvidia Cuda und ATI Stream) einspannt. Braucht in meinem Fall nur noch 1/4 bis 1/2 der Zeit von Xmedia Recode. Kann aber leider nicht beschneiden.

    Ideal wäre ein Freeware-Programm was GPU-Computing unterstützen würde…

  2. Nehmt doch einfach die Ubuntu 10.04 LTS mit 3 Jahren Support! Einfach die zwei Pakete avidemux und project-x über die Paketverwaltung anklicken und Dank der Repoabhängigkeiten rennt alles!!!
    Nix kompliziert kompilieren wie unter Windows 😉

  3. Ach ja, ich schliesse mich den Kommentaren an zu Project-X, allerdings benötigt man beim Aufruf lediglich die Eingabe:
    projectx -demux -out ./tmp -name film mein.ts

  4. muss ich etwas beachten wenn ich 2 Tonspuren habe? also eine deutsche und englische? gibts da dafür eine lösung? mit den ts dateien kann ich ja ganz einfach auf knopfdruck wechseln

  5. Du wirst dann nach dem Demuxen mehrere Tonspuren haben. Aufpassen musst du dann wieder beim Multiplexen, meines Wissens sollte mplex damit aber umgehen können. Ausprobiert habe ich es aber noch nicht… Teste es einfach mal. Sowohl mkv als divx als Zielformat haben mit mehreren Tonspuren kein Problem.

    1. danke für die hilfe mmtux, werds versuchen (weiss noch nicht wann ich dazukomme) und dann hier berichten ob/wie´s geklappt hat 🙂

  6. Ist das ein Mist, dann werde ich wohl 20 Terabyte TV Aufnahmen einfach ins Datennirvana schicken, die Zeit hat doch kein Mensch, alles auf so umständliche Art und Weise zu konvertieren.
    Gibt es da nichts für Windows, was einfach alle *.ts Filme eines Verzeichnisses in Divx oder Ähnliches umwandelt und fertig?

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